Historie der Gemeindefeuerwehr Crimmitschau
Anfänge des Feuerlöschwesens in Crimmitschau
Das Feuerlöschwesen beruhte bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts auf einem Pflichtdienst.
Durch den Rat wurden die Bürger zu bestimmten Diensten im Brandfall verpflichtet. Im Jahr 1855 waren in der Stadt 5 Spritzen, 300 Feuereimer, 10 Feuerleitern und 15 Feuerhaken vorhanden. Das bis dahin recht unorganisierte Feuerlöschwesen musste auf Grund der Entwicklung der Stadt und der Industrialisierung dringend reformiert werden. Durch den Rat wurde die Bildung einer Bürgerfeuerwehr vorangetrieben.
Am 16. Juli und am 6. September 1855 wurde die Bürgerfeuerwehr im Sitzungssaal des Rathauses durch Handschlag verpflichtet.
Am 20. Oktober 1855 trat die Feuerlöschordnung in Kraft. Am selben Tag fand eine große Probe auf dem Schießanger (jetzt Schützenplatz) statt. Ab eben diesem Tag kann man in Crimmitschau von der Existenz einer organisierten Feuerwehr sprechen.
Da es sich aber auch hier wieder um einen gezwungenen Dienst handelte, ging der anfänglich gut funktionierenden Bürgerfeuerwehr nach wenigen Jahren der Schwung verloren. Bereits im Jahr 1859 gab es im Männerturnverein Gedanken, eine aus Freiwilligen bestehende Feuerwehr zu bilden. Bereits 1846 hatte sich in Leipzig und 1858 in Plauen eine Turnerfeuerwehr gegründet. Dort suchte man um Rat und mit einem Schreiben vom 29. Oktober 1859 wurde dann dem Stadtrat die Bildung einer Feuerlösch- und Rettungs-Compagnie vorgeschlagen. Darin bot sich der Männerturnverein an, mit einer größeren Anzahl an Turnern, vorerst war von 80 Mann die Rede, die Bürgerfeuerwehr in ihrer Tätigkeit zu unterstützen. Aber nicht allein dieses Angebot war Inhalt dieses Schreibens. Man reichte dem Rat alle notwendigen Unterlagen ein, die zum Funktionieren einer Feuerwehr notwendig waren, so z.B. ein vollständiger Organisationsplan, ein Grund- und Disziplinargesetz sowie Reglements über die Tätigkeiten der einzelnen Abteilungen.
Natürlich war das Ziel der Eingabe, den Rat dazu zu bewegen, die notwendige Ausrüstung zu finanzieren. Demzufolge bewilligte die Stadtverordnetenversammlung am 16. Januar 1860 die für die Ausstattung notwendigen 1450 Taler.
Am 2. Februar 1860 wurde der Vorstand des Männerturnvereins, Herr Ernst Stehfest, zum Bürgermeister bestellt und legte ein Verzeichnis von 90 Turnern vor, welche sich bereits in einer Turnvereins-Versammlung am 24. September 1859 zum Beitritt in die Feuerwehr bereit erklärt hatten. Im Ergebnis der Verhandlungen wurde Herr Stehfest vom Herrn Bürgermeister ersucht, die Bildung der Lösch- und Rettungs-Compagnie voranzutreiben.

Sturmangriff in der Thiemestraße am 30.08.1925

Spritze der 6. Kompanie

Übung Marktplatz am 21.07.1957

3. Kompanie der Feuerwehr Crimmitschau 1876

Übung am Amtsgericht Hindenburgplatz 23.09.1934
Gründung am 6. Februar 1860
Schon am 4. Februar 1860 fand eine Versammlung des Männerturnvereins statt, in welcher durch den Vorstand die Verhandlungsergebnisse mit dem Bürgermeister bekannt gegeben wurden. Die Versammlung wählte aus ihrer Mitte 12 Mann, denen aufgetragen wurde, als erste Chargirte, nach heutigem Sprachgebrauch also Offiziere, die Lösch- und Rettungs-Compagnie zu Crimmitschau ins Leben zu rufen.
Zwei Tage später, am 6. Februar 1860, vereinigten sich diese 12 Herren zum ersten Mal in ihrer Eigenschaft als Chargirte der Lösch- und Rettungs-Compagnie zu Crimmitschau und nahmen die ersten einleitenden Handlungen vor, welche die Errichtung des Instituts erforderte. Dieser Tag wird als der eigentliche Gründungstag betrachtet.
Am 16. Februar 1860 wurde Hauptmann Illgen durch den Bürgermeister, Herrn Satlow, im Rathaus verpflichtet. Der Zulauf zur Feuerwehr war so groß, dass schon in den ersten Monaten, ganz genau am 5. September 1860, die eigentlich festgesetzte Maximalzahl von 200 erreicht war.
Die Compagnie war eingeteilt in 4 sogenannte Sectionen, denen die entsprechende Technik zugeordnet war.
Die Compagnie trat am 25. Juni 1860, mittlerweile vollständig organisiert und ausgebildet, das erste Mal öffentlich auf. Auf dem Markt fand die feierliche Einweisung durch den Vertreter des Bürgermeisters, Herrn Königlichen Feuerlöschkommissar Stadtrat Kempte, statt.
Am 14. Oktober 1860 erhielt die Wehr ihre Gründungsfahne. Diese ist noch heute in einem sehr gut erhaltenen Zustand in unserem Besitz.
Hier muss noch einmal daran erinnert werden, dass die Freiwillige Feuerwehr eigentlich nur als Unterstützung der Bürgerfeuerwehr fungieren wollte. Die erste Bewährungsprobe, der Großbrand der Streicher´schen Spinnerei in der Leipziger Straße am 8. Juli 1860, stellte diesen Gedanken aber faktisch auf den Kopf. Die Lösch- und Rettungscompagnie hat bei ihrem ersten Auftreten die Bürgerfeuerwehr überflügelt, welche nunmehr als Unterstützungstruppe der Freiwilligen Feuerwehr auftrat.
Im Jahr 1869 wurden die Sectionen umbenannt in Compagnien und für die gesamte Wehr gebrauchte man nun die Bezeichnung Bataillon. Der offizielle Name wurde von Lösch- und Rettungs-Compagnie geändert in Freiwillige Feuerwehr des Männerturnvereins.
Am 15. Juli 1873 wurden alle Geräte der Feuerwehr und die Kammer ohne jede Feierlichkeit in das neue Spritzenhaus an der Schulstraße überführt. Für die damalige Zeit war es ein hochmodernes Feuerwehrgerätehaus mit ausreichend Platz für die Geräte, einem Schlauch-Trockenturm, im Obergeschoss Platz für die Kammer und die Wohnung für den Spritzenhausmann und Kammerverwalter. Dieses war bis 1994 in Betrieb und beherbergt heute den Jugendklub „Alte Feuerwehr“.
Im Jahr 1894 erfolgte die Angliederung der Freiwilligen Feuerwehr Wahlen an die Crimmitschauer Wehr.
Am 10. Dezember 1900 wurde die erste elektrische Alarmeinrichtung in Betrieb genommen.
In Vorbereitung der Inbetriebnahme wurde die Stadt in 3 Bezirke aufgeteilt. Durch die Bezirkseinteilung machte sich aber auch die Einrichtung eines Feuerlöschdepots im nördlichen Stadtteil notwendig. Dieses wurde bereits am 3. Oktober 1900 im Grundstück, Leipziger Straße 88 bezogen. Mit der Einrichtung dieses Depots ist die Feuerwehr nun gleichmäßig mit 3 Gerätehäusern über die Stadt verteilt. Neben dem Hauptgerätehaus in der Schulstraße, welches für den
I. Bezirk zuständig ist, gibt es in der Wettiner Straße (jetzt Friederike-Peuschel-Straße) noch das vormalige Gerätehaus der Wahlener Feuerwehr, welches für den II. Bezirk zuständig ist. In Anbetracht der noch nicht vorhandenen Motorisierung war das eine kluge Lösung, um ein schnelles Eingreifen der Feuerwehr sicherzustellen. Im Jahr 1901 trennt man sich von der Bezeichnung Freiwillige Feuerwehr des Männerturnvereins. Man nennt sich jetzt Freiwillige Feuerwehr Crimmitschau. Am 1. Juli 1906 wurde Leitelshain nach Crimmitschau eingemeindet. Am 1. Januar 1911 erfolgte der endgültige Zusammenschluss der Wehren von Crimmitschau und Leitelshain.
Die Wehr bestand nun aus einer Steigerkompanie und 9 Spritzenkompanien mit einem Mannschaftsbestand von 571 Feuerwehrleuten.
Auf dem Rathausturm wurde 1913 die erste Sirene der Stadt installiert. Mit der Inbetriebnahme der Sirene fiel die Stelle des Ratstürmers weg.

Vorführung Motorspritze am 21.11.1928

Geräte des Motorlöschzuges um 1935

Übung an der Neumarktstraße 31.03.1957

LF 15 H3A 1. Zug 1970er Jahre
1. Weltkrieg und 2. Weltkrieg
Der im August 1914 beginnende 1. Weltkrieg setzte der seit der Gründung unserer Feuerwehr stetigen Vorwärtsentwicklung erstmals ein Ende. Im November 1917 sind 453 Feuerwehrkameraden zum Kriegsdienst einberufen. Das waren fast neun Zehntel des gesamten Mannschaftsbestandes. Zum Ende des Krieges im Jahr 1918 kehren 69 Feuerwehrkameraden nicht zurück.
Am 12. Oktober 1924 wird das neue Gerätehaus III in der Hohlstraße übergeben. Bereits ein Jahr später, am 24. Juli 1925, wird das Gerätehaus I in der Wettiner Straße, heute Friederike-Peuschel-Straße, übergeben.
Im Jahr 1928 erfolgt die Anschaffung des ersten motorisierten Feuerwehrfahrzeuges. Dieses wird von der Fa. Magirus in Ulm geliefert und genau nach den Wünschen der Crimmitschauer Feuerwehr gefertigt. Das Fahrzeug verfügt über eine ungewöhnlich leistungsstarke Pumpe. Es wird daher die Bezeichnung „Magirus-Großkampfspritze Modell Crimmitschau“ tragen. Am 21. November fand dann im Gerätehaus III die Übergabe der neuangeschafften Motorspritze statt. Nach der feierlichen Übergabe erfolgte auf dem Schützenplatz die Vorführung der Neuanschaffung unter großer Teilnahme der Feuerwehrkameraden und der Einwohnerschaft. Mit der Indienststellung kommt in der Struktur der Feuerwehr der Motorlöschzug hinzu.
Im Jahr 1932 wird ein gebrauchter Personenwagen Audi gekauft. Dieser wird zum Mannschafts- und Gasschutzwagen umgebaut. 1934 wird ein weiterer gebrauchter Personenwagen Audi gekauft. Dieser wird zum Kommando- und Mannschaftswagen umgebaut.
Auf Grund eines Runderlasses des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern wird die Wehr im Jahr 1937 umstrukturiert. Aus den vorhandenen 10 Kompanien werden 3 Löschzüge und 8 Halblöschzüge.
Am 2. November 1938 erfolgt die Abnahme eines von Magirus neu gelieferten Pionier-Gerätewagens, der außerdem in einem geschlossenen Anhänger eine TS 8 mitführt.
Am 14. Februar 1943 wird unserer Wehr in feierlicher Form ein Schweres Löschgruppenfahrzeug übergeben und ab dem 21. Juni im Gerätehaus Schulstraße stationiert. Mit der Beschaffung dieses Fahrzeuges wird die „Vollmotorisierung“ erklärt. Die Crimmitschauer Feuerwehr verfügt nun über 5 motorisierte Fahrzeuge. Die Handdruckspritzen werden außer Dienst gestellt und zum großen Teil verkauft.
32 Kameraden unserer Wehr kehren nicht aus dem 2. Weltkrieg zurück.
In der Zeit des Neubeginns nach dem 2. Weltkrieg durchlebte unsere Feuerwehr eine äußerst schwierige Zeit. Durch den Verlust von aktiven Kameraden die nicht aus dem Krieg zurück kehrten bzw. schwere gesundheitliche Schäden davongetragen hatten und durch das Herauslösen von Kameraden, deren politische Vergangenheit im Naziregime das Ausscheiden aus der Wehr zur Folge hatte, kam es zu einem Rückgang der personellen Stärke.
Zur Ausrüstung anderer Feuerwehren, welche durch den Krieg alles verloren hatten, wurde unserer Wehr in den Jahren 1949 bis 1954 umfangreiches Ausrüstungsmaterial abgezogen.
Zeit in der DDR und die Jahre nach der Wende
Da die materielle Versorgung der Wehren in der DDR zentral staatlich gelenkt war, war der Kampf um Fahrzeuge und Ausrüstungen ein ständiger Schwerpunkt der Arbeit der jeweiligen Wehrleitungen. Wie schwierig dies war, belegt wohl die Tatsache, dass unsere Wehr lediglich 3 Neufahrzeuge, nämlich 1959, 1969 und 1977 erhielt. Alle anderen Ersatzfahrzeuge waren gebraucht und hatten oftmals wegen des schlechten Zustandes eine hohe Reparaturanfälligkeit. Von den Kameraden wurde viel Improvisationstalent zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft verlangt. Nahezu sprichwörtlich war in den 1970er und 1980er Jahren der Kampf um die Bereitstellung eines Tanklöschfahrzeuges und einer Drehleiter. Das Tanklöschfahrzeug kam dann endlich 1986, aber eben auch wieder nur ein Gebrauchtfahrzeug. Trotz der unbestrittenen Notwendigkeit kam es zu DDR-Zeiten allerdings nicht zur Lieferung einer Drehleiter.
Am 01.07.1950 werden Frankenhausen, Gablenz und Rudelswalde sowie am 01.02.1973 Gösau eingemeindet und die dortigen Feuerwehren als Kommandostellen der Crimmitschauer Wehr angegliedert.
Ab dem Jahr 1962 kam es an den Crimmitschauer Schulen nach und nach zur Bildung der Arbeitsgemeinschaften „Junge Brandschutzhelfer“. Die zeitintensive Betreuung dieser Arbeitsgemeinschaften lag in den Händen erfahrener Feuerwehrangehöriger, die meistens selbst Kinder im entsprechenden Alter hatten. Neben der Brandschutzerziehung und der Freizeitbeschäftigung der Kinder überhaupt, war die Nachwuchsgewinnung auch damals schon einer der wichtigsten Punkte der Arbeit in den Arbeitsgemeinschaften.
Im September 1990 wurde aus den 3 bestehenden Arbeitsgemeinschaften „Junge Brandschutzhelfer“ die Jugendfeuerwehr Crimmitschau gebildet.
Zum 01.01.1994 werden Blankenhain mit Großpillingsdorf, Langenreinsdorf und Mannichswalde sowie zum 01.01.1999 Lauenhain eingemeindet. Die Crimmitschauer Wehr besteht nun aus 10 Ortsfeuerwehren.
Seit 1990 ist für unsere Feuerwehr in ihrer Gesamtheit eine fortschrittliche Entwicklung zu verzeichnen. Alle 10 Gerätehäuser wurden modernisiert, erweitert bzw. neu gebaut. Der Fahrzeugpark wurde Schritt für Schritt modernisiert und erweitert.
Das wichtigste Ereignis nach 1990 war die offizielle Übergabe des neuen Gerätehauses in der Fabrikstraße am 5. September 1994 im Beisein des sächsischen Ministerpräsidenten, Prof. Dr. Kurt Biedenkopf. Mit der Übergabe des Gerätehauses wurde das prekärste Problem der Crimmitschauer Feuerwehr gelöst. Der seit Anfang der 1960er Jahre angedachte Bau eines zentralen Gerätehauses war endlich Wirklichkeit geworden. Abgesehen davon, dass die Dienstbedingungen in den 3 Gerätehäusern immer untragbarer wurden, auch unter den Gesichtspunkten einer effektiven Einsatzdurchführung, wäre eine Zersplitterung der Feuerwehr im Stadtgebiet unter den heutigen Gesichtspunkten nicht mehr denkbar. Unsere Wehr erhielt ein großzügiges Gerätehaus, welches nun hervorragende Dienstbedingungen bietet. Erstmals in der Geschichte unserer Feuerwehr sind alle Kräfte und Mittel in der Kernstadt an einem Standort vereint.

